Was verdient ein Landwirt wirklich?

10/08/2024: Die Frage, ob Landwirte in Deutschland gut verdienen, lässt sich nicht einfach beantworten. Das durchschnittliche Einkommen variiert erheblich je nach Betriebsart, Region und Betriebsform. Ein Blick auf die Zahlen des Wirtschaftsjahres 2021/22 gibt Aufschluss darüber, wie viel Landwirte tatsächlich verdienen und welche Faktoren dabei eine Rolle spielen.

Im Wirtschaftsjahr 2021/22 lag das durchschnittliche Einkommen der Landwirte in Deutschland bei etwa 43.500 Euro pro Arbeitskraft. Dieser Wert umfasst sowohl den Gewinn als auch den Personalaufwand und bietet eine allgemeine Übersicht. Allerdings spiegelt diese Zahl nicht die Unterschiede zwischen verschiedenen Betriebsarten und Regionen wider.

Unterschiede nach Betriebsarten

Die Einkommenssituation ist stark von der Art des landwirtschaftlichen Betriebs abhängig:

Innerhalb der verschiedenen Betriebsformen zeigen sich ebenfalls deutliche Unterschiede. So erzielten Ackerbaubetriebe ein Einkommen von 54.340 Euro je Arbeitskraft, während Milchviehbetriebe 51.815 Euro erreichten. Gemischtbetriebe kamen auf 42.087 Euro, Gartenbaubetriebe auf 41.409 Euro und Veredelungsbetriebe auf 38.955 Euro. Ein Vergleich mit den Jahren davor zeigt, dass das Einkommen der Milchviehbetriebe 2017/18 noch über dem der Ackerbaubetriebe lag, während sich die Verhältnisse bis 2021/22 umgekehrt haben.

Regionale Einkommensunterschiede

Regionale Unterschiede beeinflussen das Einkommen der Landwirte erheblich. Landwirte in Mecklenburg-Vorpommern erzielten im Wirtschaftsjahr 2021/22 das höchste durchschnittliche Einkommen von 59.599 Euro je Arbeitskraft. Es folgen Sachsen-Anhalt mit 58.978 Euro und Schleswig-Holstein mit 57.332 Euro. Im Gegensatz dazu lagen die Einkommen in Sachsen, Saarland und Baden-Württemberg unter 40.000 Euro je Arbeitskraft. Auch Niedersachsen schnitt mit 56.900 Euro gut ab.

Beihilfen und Direktzahlungen

Ein wesentlicher Bestandteil des Einkommens der Landwirte sind Beihilfen. Im Jahr 2021/22 machten Direktzahlungen und Zuschüsse fast die Hälfte des Einkommens aus. Der Anteil variierte je nach Betriebsform: Bei Haupterwerbsbetrieben lag er etwas darunter, während bei Nebenerwerbsbetrieben bis zu 97,4 Prozent des Einkommens aus Beihilfen stammten. Besonders wichtig sind die EU-Direktzahlungen (1. Säule), die Agrardieselvergütung und Zuschüsse für betriebliche Investitionen.

Harte Arbeitsbelastung: Ein unverzichtbarer Kontext

Trotz des durchschnittlichen Einkommens ist die Arbeitsbelastung in der Landwirtschaft enorm. Viele Landwirte arbeiten unter schwierigen Bedingungen und sind oft gezwungen, lange Stunden zu leisten. Die harte Arbeit umfasst nicht nur die physisch anspruchsvolle Tätigkeit auf dem Feld oder im Stall, sondern auch administrative Aufgaben und unvorhersehbare Herausforderungen durch Wetter oder Marktentwicklungen. Diese intensive Arbeitsbelastung ist ein wesentlicher Faktor, der in die Bewertung des Einkommens mit einfließen sollte.

Fazit

Ob Landwirte „reich“ sind, hängt von zahlreichen Faktoren ab, einschließlich der Betriebsart, Region und der Art der Beihilfen, die sie erhalten. Während die durchschnittlichen Einkommen ein gewisses Maß an Wohlstand anzeigen können, spielen Direktzahlungen und Zuschüsse eine entscheidende Rolle bei der finanziellen Absicherung der Betriebe. Ein umfassendes Bild des Einkommens der Landwirte kann nur durch die Berücksichtigung dieser Variablen vollständig erfasst werden.

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