Die Hälfte der landwirtschaftlichen Betriebe wird in 16 Jahren verschwinden sein

15/08/2024: Bis 2040 wird die Zahl der landwirtschaftlichen Betriebe in Deutschland laut einer DZ-Bank-Studie drastisch auf nur noch etwa 100.000 sinken. Der Strukturwandel, steigende Anforderungen und Fachkräftemangel sind Hauptursachen. Größere Betriebe mit moderner Technik werden dominieren, während kleinere Höfe unter Druck stehen.

In den kommenden Jahren steht die deutsche Landwirtschaft vor einem tiefgreifenden Wandel. Laut einer aktuellen Studie der DZ-Bank wird die Zahl der landwirtschaftlichen Betriebe in Deutschland bis 2040 von etwa 256.000 auf nur noch rund 100.000 sinken. Dieser drastische Rückgang ist das Ergebnis eines langwierigen Strukturwandels, der bereits seit Jahren die Branche prägt. Doch was sind die genauen Ursachen und wie können sich Landwirte auf diese Veränderungen vorbereiten?

Der tiefgreifende Strukturwandel

Der Strukturwandel in der Landwirtschaft ist ein komplexer Prozess, der mehrere Faktoren umfasst. Zu den Hauptursachen gehören steigende Anforderungen durch Umweltschutz- und Tierschutzauflagen, die zunehmende Komplexität der Betriebsführung und der Fachkräftemangel. Landwirte sehen sich immer größeren bürokratischen Hürden und finanziellen Belastungen gegenüber. Die Notwendigkeit, in moderne Technik und nachhaltige Praktiken zu investieren, verschärft die Situation zusätzlich. Ein weiterer entscheidender Punkt ist die Nachfolgeregelung bei Familienbetrieben. Viele kleinere Höfe haben Schwierigkeiten, Nachfolger zu finden, was oft zum Ende des Betriebs führt. Dieser Trend wird sich voraussichtlich verstärken, wenn die geburtenstarken Jahrgänge der Landwirte in den Ruhestand gehen.

Regionale Einkommensunterschiede

Regionale Unterschiede beeinflussen das Einkommen der Landwirte erheblich. Landwirte in Mecklenburg-Vorpommern erzielten im Wirtschaftsjahr 2021/22 das höchste durchschnittliche Einkommen von 59.599 Euro je Arbeitskraft. Es folgen Sachsen-Anhalt mit 58.978 Euro und Schleswig-Holstein mit 57.332 Euro. Im Gegensatz dazu lagen die Einkommen in Sachsen, Saarland und Baden-Württemberg unter 40.000 Euro je Arbeitskraft. Auch Niedersachsen schnitt mit 56.900 Euro gut ab.

Die zunehmenden Betriebsgrößen

Im Zuge des Strukturwandels werden kleinere Betriebe zunehmend von größeren, kapitalintensiven Betrieben herausgefordert. Diese größeren Betriebe sind oft besser in der Lage, die hohen Investitionskosten für moderne Technik und Nachhaltigkeitsmaßnahmen zu stemmen. Laut der DZ-Bank-Studie wird die durchschnittliche Betriebsgröße bis 2040 von derzeit rund 64 Hektar auf etwa 160 Hektar steigen. Dies bedeutet, dass der Trend zu größeren Einheiten weiter zunehmen wird. Der Fokus liegt auf der wirtschaftlichen Effizienz und der Fähigkeit, die zunehmenden Anforderungen der Branche zu erfüllen. Große Betriebe können durch Skaleneffekte und den Einsatz moderner Technologien wie Präzisionslandwirtschaft und digitale Systeme besser auf die Herausforderungen reagieren und ihre Kosten optimieren.

Chancen für Nischenmärkte und Spezialgebiete

Trotz des Rückgangs der Gesamtzahl der Betriebe gibt es Chancen für spezialisierte Nischenmärkte. Besonders die ökologische Landwirtschaft und spezialisierte Produktionsformen wie Bio-Landwirtschaft oder erneuerbare Energien (wie Biogas und Solarenergie) können weiterhin erfolgreich sein. Diese Bereiche bieten Möglichkeiten für Betriebe, die sich auf nachhaltige und innovative Praktiken konzentrieren. Genossenschaftsmodelle und Kooperationen können ebenfalls eine Strategie sein, um im Wettbewerb zu bestehen. Durch Zusammenarbeit können kleinere Betriebe von gemeinsamen Ressourcen und Know-how profitieren, um den Herausforderungen des Marktes besser zu begegnen.

Die Rolle der Technologie im Wandel

Moderne Technologien spielen eine zentrale Rolle im Strukturwandel der Landwirtschaft. Der Einsatz von digitalen Lösungen und automatisierten Systemen hilft, die Effizienz zu steigern und die Anforderungen der Branche besser zu erfüllen. Digitale Tools zur Datenerfassung und -verarbeitung ermöglichen es Landwirten, ihre Betriebsabläufe zu optimieren und Zeit zu sparen. Zum Beispiel können Systeme zur präzisen Arbeitszeiterfassung und Dokumentation sowie zur interaktiven Verwaltung von Betriebsmitteln dazu beitragen, die Betriebsführung zu verbessern und sich den Herausforderungen des Wandels besser anzupassen. Der gezielte Einsatz solcher Technologien kann einen entscheidenden Vorteil in einer sich wandelnden Branche bieten.

Fazit

Die bevorstehenden Veränderungen in der Landwirtschaft stellen sowohl Herausforderungen als auch Chancen dar. Während kleinere Betriebe unter Druck stehen und möglicherweise verschwinden, bieten sich gleichzeitig neue Möglichkeiten für größere, innovative und spezialisierte Unternehmen. Die Bereitschaft, sich an neue Technologien anzupassen und die Herausforderungen proaktiv anzugehen, wird entscheidend sein, um im kommenden Jahrzehnt erfolgreich zu bleiben. Landwirte sollten sich jetzt über die verfügbaren Technologien informieren und prüfen, wie sie ihre Betriebsführung anpassen können, um im Wettbewerb bestehen zu können. Der Strukturwandel wird die Branche weiterhin prägen, doch durch innovative Ansätze und Anpassungsfähigkeit können Landwirte auch in Zukunft erfolgreich sein.

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